Porsche Junior
Baujahr 1960, Typ 108V
Baujahr 1960, Typ 108V
Aus der landwirtschaftlichen Vergangenheit des Porsche Junior
Wenn man bei Traktoren von gelungenem Design sprechen darf, ist der Porsche Junior, insbesondere aus der Serie 108, sicher einer der schönsten, die zu seiner Zeit gebaut wurden. Die runde Motorhaube mit den Chromstreifen, die in Elfenbein abgesetzten Felgen und die schwarzen Details des „kleinen Ferdinands“ begeistern noch heute Tausende von Traktoren- und Automobilfans.
Begonnen hat die Geschichte des Porsche-Traktors mit der Notwendigkeit einer effizienteren Landwirtschaft in den 1930er Jahren und damit dem Bedarf an günstigen Fahrzeugen. Und so beauftragte Adolf Hitler 1937 Ferdinand Porsche, einen „Volksschlepper“ zu konstruieren.
Bereits 1938 fuhren die ersten Versuchsschlepper des Typs 110 Testrunden, bis 1944 kamen drei Typen dazu. Die Porsche-Entwicklungen basierten bislang überwiegend auf Benzinmotoren, die auch für den Generatorgasbetrieb vorgesehen waren. Der Dieselmotor wurde zwar von Anfang an mit dem Typ 111/D 1 geplant, tauchte aber erst 1945 wieder auf. 1949 startete die Lizenzfertigung des Typs 313 bei Erwin Allgaier. Die auf Basis der Konstruktionszeichnungen durchgeführten Änderungen durch die Allgaier-Konstrukteure führten zum 1950 produzierten Allgaier AP17, dem eigentlichen „Porsche Volksschlepper“. Er war auf dem Markt ein absoluter Renner.
Ab dem Typ AP22 gab es das für die späteren Porsche-Traktoren typische Design mit der rundlichen Haube. Als günstige Variante wurde noch der AP16 entwickelt. 1952 entschied man sich gemeinsam mit Porsche, die technische Vielfalt der Allgaier-Modelle zu reduzieren und eine modularisierte Produktstruktur zu entwickeln, die vom Ein- bis zum Vierzylinder reichte. Die neuen Modelle wurden unter den Produktbezeichnungen 111, 122, 133 und 144 mit dem Zusatz „System Porsche“ auf den Markt gebracht.
1955 stand die Allgaier-Traktorenfertigung zum Verkauf. Und so fand 1956 die Gründung der Porsche-Diesel Motorenbau GmbH statt – eingegliedert in den Mannesmann-Konzern. Für den Bau der Traktoren ließen die Porsche-Macher in Friedrichshafen eine neue Produktionshalle bauen, um die Traktoren möglichst effizient in Fließfertigung herstellen zu können.
Jetzt gab es für alle Fahrzeuge – P111, P122, P133, P144, AP18 und AP22 – den typisch roten Anstrich mit den elfenbeinfarbenen Felgen. 1957 wurde das neue Traktorenprogramm vorgestellt, das sich nun mit den Namen Junior (1-Zylinder), Standard (2-Zylinder), Super (3-Zylinder) und Master (4-Zylinder) schmückte. Bis 1959 fertigte das Unternehmen 18.427 Schlepper.
1960 brach die Nachfrage ein. Der kleine Junior hatte rund 50 Prozent des Umsatzes ausgemacht und war plötzlich durch den Einsatz von Zusatzgeräten wie etwa Dungstreuern nicht mehr stark genug. Die anderen Porsche-Typen waren im Vergleich zu den Mitbewerbern technisch veraltet und hatten auf Grund von Produktionsproblemen keinen guten Ruf. Mit der Einführung neuer Modelle im Jahr 1961 konnte der Negativtrend wieder aufgefangen werden. So wurde beispielsweise der Junior-Typ 108 durch den Typ 109 ersetzt. Dieser bot neben optischen auch technische Änderungen.
1962 vereinbarten die drei Unternehmen MAN, Mannesmann und Porsche, die Schlepperfertigung von MAN zu übernehmen und in den Hallen der Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen durchzuführen.
Das mittlerweile für Porsche nicht mehr lukrative Schleppergeschäft wurde an Renault verkauft und im Jahre 1963 verließen die letzten Schlepper die Produktion. Die Hallen verkaufte man an Daimler-Benz, die darin eine Fertigung von Großmotoren aufbauten, was die heutige MTU darstellt.
Unser Miet-Traktor ist ein Junior 108V, also die kurze Version des Juniors der ersten Serie, der als Sparversion ausgelegt war. Das Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1960 und war lange Zeit in der Landwirtschaft eingesetzt, bevor es 2012 in einer Scheune wiederentdeckt wurde. Innerhalb von fünf Jahren wurde der Traktor sukzessive zerlegt und technisch sowie optisch wieder neu aufgebaut.
Die Schriftzüge auf der Motorhaube waren anfangs nur aufgeklebt – heute glänzt unser Junior mit echten Porsche-Emblemen. Durch zwei zusätzliche Sitze auf den Kotflügeln können nun neben dem Fahrer zwei weitere Personen an der Ausfahrt teilnehmen.
Viel Spaß mit dieser etwas anderen Art der Fortbewegung!
verfügbar von April bis Oktober